Unser letzter Wandertag brach an. Unglaublich. 11 Tage Wanderschaft – schwupps – schon vorbei. Frisch ausgeruht und gestärkt wollten wir die heutige letzte Etappe nach Meran ganz gemütlich angehen.
Und auch am letzten Wandertag hat sich unser Personal noch immer nicht an die Kümmelbrötchen zum Frühstück gewöhnt. Die machten Gesichter, als hätte ihnen jemand den Lieblingsball geklaut.
Apropos lieb: Die weiße Hofhündin Shakira zeigte sich heute morgen doch tatsächlich von ihrer lieben Seite, nachdem sie uns gestern Nacht nicht mehr in den Gasthof lassen wollte.
(Zur Erklärung: Um 20 Uhr brachen wir zu unserer Nacht-Gassirunde auf und gleich auf der Terrasse fiel die hofeigene Killerkatze zuerst Zuri an und dann verpasste sie auch noch dem getreuen Verteidiger Caruso zwei Kratzer. Auf die Nase. Übel. Caruso, auf 180, war zu Höflichkeiten nicht mehr zu bewegen und hat es sich entsprechend auch gleich mal endgültig mit Shakira verscherzt, als der Gassigang beendet war. Die wachsame Hündin wollte ihn dann nicht mal mehr auf die Terrasse lassen und schon gleich gar nicht ins Haus. Erst als sie von Angestellten zurückgerufen wurde, durften wir vier wieder hinein.)
Jetzt am Morgen war sie deutlich versöhnlicher aufgelegt. Also nochmal kurz hündische Freundlichkeiten ausgetauscht (bei denen sich einer allerdings auffällig zurückhielt) und hinunter ging´s. Wurde aber auch Zeit – immerhin war es schon 10 Uhr..
Wegen der gestrigen, anstrengenden Etappe hatte unsere Tourleitung beschlossen, nicht – wie vorgehabt – den Meraner Höhenweg weiter zu laufen, sondern stattdessen den Empfehlungen des Rother Wanderführers zu folgen, der einen Weg von nur viereinhalb Stunden Dauer mitten nach Meran hinein beschreibt.
Von Giggelberg ins Tal der Etsch und somit nach Meran. Eigentlich sollte das Wetter heute besser sein als gestern (da hatten wir ja ab Katharinaberg fast die gesamte Zeit Sonnenschein), doch weil uns anscheinend auch das Wetter bis zuletzt begleiten wollte, regnete es mal wieder. Doch die Wege sind meist grasbewachsen oder führen durch den Wald, sodass uns die Nässe erst mal wenig ausmachte – und nach einiger Zeit hörte der Regen dann schließlich komplett auf. Wow!
Der erste Abschnitt der heutigen Etappe führte uns zunächst auf einem steilen Weg direkt zu einem Wasserfall. Am Wasserfall vorbei stiegen wir dann auf dem „Sagenweg“ durch Wäldchen und an Bächen vorbei weiter ab und erreichten schon bald die ersten Weinberge und Apfelplantagen, die unseren Weg von da an bis kurz vor Meran säumten.
Die Mädels hätten so gern einen der fast violetten Äpfel vom Baum stiebitzt, doch klug und brav wie sie sind, konnten sie dem Drang gerade noch widerstehen: Wer nämlich unbedingt einen leckeren Apfel haben will, kann ihn völlig legal beim nächsten Bauern erwerben – denn die verdienen mit ihrem Obst schließlich ihren Lebensunterhalt! Außerdem tauschen die Zweibeiner ja so auch Geschichten und andere Informationen aus – ist wie Pinkeln, dauert nur länger… 😉
Nach einiger Zeit stießen wir auf einen sogenannten Waalweg (Waale sind die Bewässerungsgräben, die sich über Kilometer durch die Obstplantagen ziehen, um das sehr niederschlagsarme Gebiet mit ausreichend Wasser zu versorgen). Wir trabten an einer kleinen Mühle vorbei, passierten mehrere Cafés (da fingen sogar die Mädels an zu schnuppern) und machten schließlich eine gemütlich Bank-Rast in der italienischen Sonne.
Um Meran herum nahm die Zahl der Wanderer auf unseren Wegen stark zu und schon bald zeigten unsere Missesses deutliche Stressanzeichen. Lag wohl an den lieb gemeinten Kommentaren zu uns berucksackten Hunden, und sie überlegten laut, ob sich jede von ihnen ein Schild um den Hals hängen sollte: „Nein! Das sind nicht unsere Packesel! Ja, sie tragen darin ihr Futter! Nein, wir sind nicht faul, sondern tragen für die Hunde sogar einige Kilöchens mehr an Ausrüstung in unseren eigenen Rucksäcken!“
Oh, oh. Die Stille in den Bergen hatte sie wohl etwas schrullig werden lassen. Sie waren eindeutig noch nicht wieder voll gesellschaftsfähig.
Wegen des einfachen Weges trugen wir Hunde heute nicht unsere Wanderschuhe. Die Flut an Kommentaren, die unsere Wanderleitung dafür zusätzlich hätte aushalten müssen… nicht auszudenken. Irgendwie sind diese Zweibeinerinnen ganz schön dünnhäutig geworden – so Almöhi-mäßig irgendwie.
Nach einem weiteren Genusspäuschen waren es nur noch circa zwei Stunden Wanderlust bis nach Meran; und als wir dann schließlich auf einer künstlich angelegten Promenade oberhalb Merans unterwegs waren (dank der Sonne war es inzwischen auch recht warm geworden), hat auch uns die „Zivilisation“ recht schnell genervt. Wer zehn Tage lang kaum Menschen um sich hatte und manchmal sogar einen ganzen Tag lang niemanden getroffen hat, der ist mit den vielen Touris schnell überfordert – und so bringen wir die letzten Kilometer bis ins Zentrum von Meran flott hinter uns. Zu viele Menschen, zu viele Autos, zu viel Krach.
Vor allem Zuri ist die Lust schon lange vergangen. Brav an der Leine gehen, ständig Menschen ausweichen, weit und breit kein Murmeltier zu sehen – das ist wirklich öde und so trotteten schließlich wir beide unseren Leinenhalterinnen einfach nur noch hinterher. Alles um uns herum zu laut und langweilig. Man konnte unsere Gedanken wohl förmlich lesen.
Wenigstens nahm man uns müden Hunden erst mal die Rucksäcke ab. Mit zwei so großen und hübschen Hunden wie uns fallen wir natürlich überall auf, zusätzlich trugen unsere Missesses ihre an sich schon schweren Rucksäcke mit unseren Hunderucksäcken oben drauf; und an den Seiten baumelten die Wanderschuhe herunter. Was wir die letzten Tage gemacht haben, war also unschwer zu erkennen.
Und dann galt es, Zeit totzuschlagen, denn unser Bus nach München fährt erst um halb fünf Uhr früh am nächsten Morgen.
Wir pendelten also zwischen dem Meraner Bahnhof und dem schönem Park nebenan hin und her und waren froh, uns im Schatten des stilleren Parks ins Gras legen zu können.
Den Abend hat unsere Wanderleitung dann bei einer leckeren Flasche Wein und italienischem Essen in einer typischen Trattoria genossen, während wir uns auf unseren kuscheligen Decken zufrieden schnorchelnd zusammen gerollt haben.
Doch irgendwann macht auch jede italienische Kneipe zu und wir latschten wieder zum Bahnhof. Während die Mädels lesend und dösend in sich zusammensanken, bewies Caruso seine 1a-Qualitäten als Nachtwächter – an ihm würde keiner so schnell unbemerkt vorbei kommen! Und unsere Zweibeinerinnen und das Gepäck waren bestens bewacht!!
Die weitere Heimreise: Bus von Meran nach Bozen, von Bozen nach München, ab in den Zug nach Kempten und ab Kempten mit dem Auto NACH HAUSE!
Am 12. Tag beenden wir unser Abenteuer mit einem Kaffeekränzchen in Carusos Heimat und sind stolz auf uns und unsere Menschen, diese Tour so unbeschadet und erfolgreich gemeistert zu haben! Und die sind natürlich auch verdammt stolz auf uns.
Eure
Wir bedanken uns bei unseren Ausrüstern EQDOG und MAELSON und den netten Menschen von LAND OF DOGS, die das alles erst möglich gemacht haben!
Mal schauen, wo wir demnächst lang wandern. Zuri fährt bald mal nach Rügen und Caruso darf mit ins Elbsandsteingebirge und und und…
Zuallererst drücken wir jetzt unseren Leinenhalterinnen alle Pfoten, dass sie bald fertige Tierärztinnen sind! Und wer weiß, vielleicht verreisen wir ja auch bald mal weiter weg… zum Wandern.
Bis dahin könnt Ihr unsere Alpentour ja zwischendurch mal wieder nachlesen. Unser ganzes Wandertagebuch findet Ihr hier: „Über die Alpen“.
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