Eigentlich war es eine schöne lange Nacht. Neun Stunden Schlaf. Doch aus irgendeinem Grund waren die Hunde die ganze Nacht über sehr unruhig. Und nun haben sie auch noch eine Schreibblockade… da müssen wir „Missesses“ dann wohl einspringen:
Nach einem sehr leckeren und reichhaltigen Frühstück (mit Ei!) schnappen wir Gepäck und Hunde und marschieren los. Es ist neun Uhr und der Wetterbericht verheißt keine unguten Überraschungen. Unser erstes Ziel sind die Rofenhöfe, die wir nach 30 Minuten auf einem gemütlichen Spazierweg in schöner Umgebung und – zu Carusos großem Unbehagen – über eine 20 Meter lange Hängebrücke erreichen.
Zum Zwischenziel Hochjoch Hospiz sind es laut Wegweiser zwei Stunden und so lassen wir die Höfe einfach mal links liegen. Unser Weg ist noch immer sehr einfach zu gehen, führt zwischen Weiden hindurch und steigt nur sehr langsam an. In der Ferne sehen wir immer wieder Schafe (sehr zur Freude der Hunde), und als wir bei einer Herde Haflinger ankommen, wird aus dem Weg schließlich ein Pfad. Dieser ist sehr schön angelegt, an allen nur annähernd gefährlichen Stellen mit Drahtseilen versichert und somit wirklich „easy-to-go“. Es bleibt sogar genug Zeit, den lustigen Schafen mit den großen Hängeohren beim Grasen zuzuschauen.
Ganz filmreife Bergidylle rauscht tief unter uns die Rofenache in Richtung Vent. Kurz nach elf Uhr zeigt sich uns zum ersten Mal das Hochjoch Hospiz, eine Schutzhütte des DAV Berlin mit interessanter Geschichte:
Der Pfarrer Franz Senn aus Vent war maßgeblich für den Ausbau des Wanderwegnetzes rund um Vent verantwortlich, unterstützt von seinem Freund Granbichler (nach dem auch unser Wanderweg benannt ist). So waren die beiden in der Region Hochjoch unterwegs, als sie ein plötzlicher Wetterumsturz überraschte. Granbichler starb, nachdem er sich 13 Stunden lang einen Weg durch brusthohen Schnee gebahnt hatte, Senn hingegen überlebte. Als Folge wurde das Hochjoch Hospiz 1869 – 1872 erbaut. Allerdings auf der gegenüberliegenden Seite der Rofenache zum heutigen Haus, das an der jetzigen Stelle 1927 fertig gestellt und 2004 modernisiert wurde.
Uns kündigt sich zum Glück kein Wetterumsturz an, dennoch steigen wir die letzten Meter zur Hütte auf und lassen uns den leckeren Kaiserschmarrn und Spaghetti Pesto mit viel Knoblauch schmecken. Die Hunde dürfen mit in die Stube und nutzen die Zeit im Warmen für ein Nickerchen.
Irgendwann ist auch die schönste Pause zu Ende und wir machen uns auf in Richtung „Schöne Aussicht“ und damit auch auf nach Italien! Gemein ist, dass wir vom Hospiz zunächst wieder circa 200 Höhenmeter absteigen müssen, um den Fluss im Tal zu überqueren und dann wieder aufsteigen zu können. Caruso darf sich hier auf die nächste Brücke freuen.
Mit etwas „Motivationsschub“ ist es bald geschafft. Dann geht’s bergauf. Zunächst relativ steil in Serpentinen (wir haben schon Steileres geschafft! 😉 ) und dann zwar stetig, aber nur mit geringer Steigung dem Schnalstaler Gletscher, dem Hochjochferner und auch der österreichisch-italienischen Grenze entgegen. Der Weg ist wieder einmal ein Traum: Die Bächlein rauschen, die Steine glitzern, Mensch und Hund laufen zufrieden vor sich hin. Selbst der Nebel, dem wir seit Vent sozusagen hinterher laufen, verzieht sich in die höchsten Lagen und wir können die umliegenden Gipfel erahnen. Sogar die Sonne zeigt sich zwischendurch!
Wir laufen und laufen und laufen am Gletscher vorbei, und wann genau wir die Grenze zu Italien überschreiten – wir kriegen es gar nicht so recht mit. Auch die avisierte Zollhütte entdecken wir nicht. Irgendwann kommt ein österreichisches Schild, ein italienisches können wir nicht finden.
Unser Blick fällt auf die Liftanlagen des nahe gelegenen Skigebiets. Schade. Fast hätte man sich hier oben wie die einzigen Menschen (und Hunde) in den Bergen gefühlt, so weit weg schienen Häuser und Autos zu sein. Vor uns erstreckt sich nun ein ziemlich verbautes Gebiet mit erodierten Hangflächen und kahlen Felsstreifen, die deutliche Spuren der Winterpisten erkennen lassen. Schon traurig, was der Skitourismus aus so wunderschönen Flecken Erde macht, und beim nächsten Skiurlaub werden wir die Landschaft sicher mit anderen Augen ansehen.
Zum Glück ist es zur Hütte Schöne Aussicht (ital.: Bella Vista) nicht mehr weit, und bald schon stehen wir vor der Eingangstür. Wir bekommen ein sehr schönes Doppelzimmer mit uriger Einrichtung (extra groß, wegen der Hunde — DANKESCHÖN!) und nachdem die Hunde versorgt sind, geht’s erst mal in die Sauna! SAUNA! Hammer! Und im Anschluss das Essen: Vier Gänge Menü vom Feinsten. Boooah! Da schlägt unser kleines Wandererherz höher 😉
FAZIT: Ein wunderschöner Weg, durchgehend angenehm zu gehen in super toller Umgebung. Was uns heute bei all den Weiden und Hängebrücken allerdings noch anzumerken bleibt: Wer ein Tor/Gatter/Zaunstück aufmacht – der macht es gefälligst wieder zu! So – und jetzt
Gute Nacht, buonanotte