Punkt halb 8 Uhr beginnt der Tag mit einem grandiosen Frühstück – für unsere Zweibeiner. Sie hauen ordentlich rein und freuen sich mächtig über frisch gemolkene Milch. Na, dann haben die neugierigen Muhgesichter ja auch ihren Job gemacht. Ob wir heute wieder welchen begegnen?
Nach dem Gelage startete die Verpackungsarie: Schuhe, Regenmäntel, Geschirr mit den Rucksäcken, Regencover. Der Wetterbericht verhieß nämlich reichlich Nass von oben. Bei unserem Start um halb 9 Uhr nieselte es jedoch nur leicht.
Unsere Missesses hatten beschlossen, dass wir heute durch einen Tunnel wandern würden. Seltsame Idee. Also trabten wir zunächst eine halbe Stunde über den Kaunertaler Wasserweg, bis wir den 1000 Meter langen Gallrut-Stollen erreichten. Die Vorstellung, dass der Weg, auf dem wir gerade gegangen waren, ursprünglich als offene Wasserleitung zur Bewässerung des Kaunertals angelegt worden war, ließ uns hoffen, dass es nicht noch doller regnen würde. Eine halbe Stunde später standen wir vor einem Loch im Berg. So aus der Nähe betrachtet, sah der Stollen dunkler und kälter aus, als unsere Chefinnen sich das wohl vorgestellt hatten. Und irgendwie ganz schön gruselig. Oder hatten die sich vertan?
Nee, denen war das Ernst, denn plötzlich hatten sie Lichter am Kopf und Licht in der Händen und marschierten geradewegs mit uns in das Dunkel hinein. Huuuuuuuuhuuuuuuuu. Was soll´s?! Bis hierhin war´s ja noch immer gut gegangen. Also: mitgegangen, mitgefangen.
Anfänglich waren da noch richtig gemauerte Wände, die aber bald schon in behauenen Fels übergingen. Und in der Stollenmitte floß ein kleines Bächlein talwärts durch den ganzen Stollen. Okay, nasse Füße, aber das wird doch wohl hoffentlich nicht noch mehr werden?! Hinten fluchte Fräulein H ständig vor sich hin, weil die Stollendecke immer niedriger wurde. Für uns kein Problem, aber so ein Zweibein dengelt sich schon mal schnell seine Denkerstirn an. 😉
Doch dann stockte den Mädels der Atem. Immer lauter werdendes Wasserrauschen ließ ihre Pulsfrequenz schlagartig nach oben schnellen. Ob etwa der Tunnel geflutet wird?! Hallo?!? Jetzt aber nichts wie raus hier! Mal hopp-hopp, bitteschön.
Als der Gang breiter wurde, entdeckten wir eine Rinne, in die Wasser aus dem Felsen schoss. Das laute Plätschergeräusch hatte also dort seinen Ursprung. Und das Wasser lief auch nicht in den Stollen hinein, sondern plätscherte in der Rinne hinaus und am Stollen außen entlang talwärts. So beruhigt setzten wir unseren Weg fort und standen schon bald am Stollenausgang. Danke, reicht. War zwar eine Abkürzung zur Gallrutalm, aber nichts für Licht- und Freiluftfans wie uns. Außerdem war es da herinnen deutlich kälter als nun außerhalb. Aber unseren Menschen hat es gefallen..
Auf dem Weg bergan zur Gallrutalm deutete lauter werdendes Gebimmel eine neue Begegnung der tierischen Art an. Mal wieder eine Kuhweide. Hilft nichts, da müssen wir durch. Und da Kühe schließlich nicht dumm sind, laufen diese – wie wir – lieber auf dem Weg, als am Steilhang entlang. Die Kühe schauten zwar nur neugierig in unsere Richtung, aber da es nunmal ihre Wiese ist, nahmen wir vorsichtshalber mit dem weitaus anstrengenderen Steilhang vorlieb. Nach ungefähr einer halben Stunde erreichten wir die Gallruttalm, ließen diese jedoch in Richtung Wallfahrtsjöchl schnell hinter uns.
Und dann ging´s los. Wiesenhügel nach Wiesenhügel nach Wiesenhügel, hoch und runter, hoch und runter, bis schließlich in einer Senke vor uns ein Geröllfeld auftauchte, das gegen Ende sehr steil zu den schroffen Felsen des Grates anstieg. Unsere Tourleitung kann es nicht fassen. Das kann doch nicht der richtige Weg sein?! Oh, doch! Wie schon am Leiterjöchl einige Tage zuvor, ging es genau da lang! Wir kletterten also los wie die Weltmeister über die Felsblöcke, die teilweise sehr scharfe Kanten haben, und mussten schon manchmal recht große Sprünge machen – beobachtet von den Profis:
Am Hang wandelte sich das Geröllfeld in ein Gemisch aus Bruchsteinen und Erde. Und auf einmal waren auch unsere Zweibeiner auf allen Vieren unterwegs. Leider kraxelten sie viel langsamer als wir. An manchen steilen und schwierigen Kletterabschnitten allerdings mussten wir von ihnen extra gesichert werden, um nicht abzustürzen. Nichts für Sonntagswanderer!
Außerdem hatte Zuri zwischendrin ihre tollen Schuhe von den Hinterpfoten im unübersichtlichen Gelände versenkt. Ärgerlich, aber das Management hatte schlauer Weise Ersatzschuhe an Bord. Was wohl andere Wanderer denken werden, wenn sie die schicken Treter irgendwann entdecken? Dass es modebewusste Bergtrolle gibt? 😉
Alles in allem brauchten wir fünf Stunden hinauf bis zum Joch. Und dort hatten unsere Bergführerinnen doch tatsächlich nichts besseres zu tun, als in ein Heftchen zu kritzeln, das andere da einfach liegen gelassen hatten. Gipfelbuch? Aha.
Und abwärts. Steil und mit wieder mächtig viel Geröll.
Danach kam die Überquerung unseres ersten Schneefeldes: Caruso wollte seine losgetretenen Schneebällle jagen, Zuri pinkelte in den Schnee und Miss N ließ beim Runterrutschen ihr inneres Kind heraus. Nur Miss H war so gar nicht zu Späßen aufgelegt und suchte genervt nach den Markierungen in dem nichtendenwollenden Geröllfeld.
Verwirrung. Sind wir noch auf dem richtigen Weg? Also die jetzt – uns ist das ja ziemlich schnuppe. 😉 Doch zur Erleichterung unserer Missesses war der gesuchte Wegweiser bald entdeckt. Tiefentalalm voraus. Genauer: hinunter.
Eine Stunde ging es hinab. Das Gute-Laune-Barometer der Zweibeiner auf Null. Glitschige Steine und lockeres Geröll machten ihnen ordentlich zu schaffen. Fazit: An der Tiefentalalm angekommen, entschieden sie sich für den angenehm zu laufenden Fahrweg hinunter nach St. Leonhard.
Dort angekommen, wartete schon das vorausgesandte Paket mit unserem Futternachschub für die nächsten Tage. Passt. Feierabend!
Bis morgen!
Unsere heutige Strecke: